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Olga Darazs, neue Präsidentin der Eidgenössischen Geologischen Fachkommission

01.12.2019 | EGK

Olga Darazs, wer bist du und was ist dein Werdegang?

Eine Frau, eine Geologin aus der Westschweiz und Präsidentin einer Ingenieurgruppe: kurzum, ich verkörpere eine Minderheit und mache sie mit meinem Beruf und meiner Funktion sichtbar!

Ernsthaft: Ich habe zunächst Geologie an der Universität Freiburg studiert und dann meine Ausbildung mit einem Master-Abschluss in Hydrogeologie am CHYN (Centre d'hydrogéologie de l'université de Neuchâtel) und der EPFL (École polytechnique fédérale de Lausanne) abgeschlossen.

Meine berufliche Tätigkeit hat dazu geführt, dass ich mich schrittweise in der Planung und dem nachhaltigen Umgang mit Wasserressourcen und mineralischen Rohstoffen spezialisiert habe. Ich habe auch an verschiedenen Projekten im Zusammenhang mit der Untersuchung und Sanierung von verunreinigten und kontaminierten Standorten mitgewirkt und diese geleitet.

Innerhalb der CSD-Gruppe besetzte ich nach und nach Führungspositionen. Deshalb entschloss ich mich zu einer Weiterbildung im Bereich Betriebswirtschaft die ich im Jahr 2006 an der Haute école de gestion Fribourg mit einem MBA abschloss. Seit 2012 leite ich auch die Swiss Water Partnership als «Chair»: eine von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) geschaffene Plattform, welche die wichtigsten Schweizer Akteure im Wassersektor zusammenbringt, um das Bewusstsein zu schärfen und das Schweizer Know-how auf internationaler Ebene zu fördern.

 

Welche Funktionen und Aktivitäten haben Sie innerhalb des CSD-Unternehmens?

Seit 2011 bin ich hauptsächlich als Verwaltungsratspräsident der CSD-Gruppe tätig (www.csd.ch). Die vor fast 50 Jahren gegründete CSD-Gruppe ist heute eine multidisziplinäre Ingenieurgruppe mit rund 750 Mitarbeitenden in rund 30 Niederlassungen in der Schweiz und in Europa.

Ich beschäftige mich hauptsächlich mit Themen im Zusammenhang mit der Entwicklung und der strategischen Ausrichtung der CSD-Gruppe. Die Herausforderungen, die uns beschäftigen, sind vielfältig und spannend in unserer vermehrt vernetzten und mobilen Gesellschaft. Ein wichtiger Erfolgsfaktor für unsere Firma ist das Bewältigen der stets wachsenden Komplexität mit ihren schnell wachsenden Ansprüchen und neuen technischen Möglichkeiten. Meine Tätigkeit als Präsidentin des Konzernverwaltungsrates sind die klassischen Aufgaben im Zusammenhang mit dieser Funktion und die Aufgaben eines Verwaltungsrates.

Ich arbeite auch an einigen Projekten im Bereich Wasser und Altlasten mit, um auch mit der Realität stets Schritt zu halten. Als Mitglied des Ausschusses der Schweizerischen Hydrogeologischen Gesellschaft nehme ich auch in Arbeitsgruppen und Think Tanks zu Themen der nachhaltigen Bewirtschaftung und Erhaltung der Grundwasserressourcen teil.

 

Was ist Ihre Motivation die EGK zu präsidieren?

Das grosse Potenzial und die Ressourcen von Geologie und Untergrund werden oft verkannt: Das Sprichwort «Aus den Augen, aus dem Sinn» trifft oft zu, wenn diese Themen diskutiert werden.

Ich freue mich, die vier wertvollen Ressourcen, die der Untergrund enthält, sicht- und wahrnehmbar zu machen, nämlich: Raum, Bodenschätze, Energie und Grundwasser. Das Wissen der Spezialisten aus der EGK kann somit durch die Empfehlungen der Kommission genutzt werden, um einen nachhaltigen Umgang mit diesen Ressourcen zu gewährleisten.

Ich hoffe, dass ich durch die Arbeit des Ausschusses ein besseres Verständnis für die Fragen und Möglichkeiten im Zusammenhang mit den Bodenressourcen gewinnen kann, die sich auch an Lösungen orientieren und die zu den aktuellen Herausforderungen unserer Gesellschaft gehören: Klimawandel, Ressourcenknappheit, Reduktions- und Anpassungsstrategien….

 

Was sind Ihre Prioritäten für EGK während der Legislaturperiode 2020-2023?

Mir erscheint es wichtig, die Rolle der Geologie und des Untergrunds bei der Dekarbonisierung und den Anpassungsstrategien an den Klimawandel hervorzuheben.

In dieser Rolle können wir den grossen Herausforderungen begegnen, denen sich unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren stellen wird:

  • Der Energiewandel mit dem allmählichen Verzicht auf fossile Brennstoffe: Die Nutzung der Untergrundwärme durch Geothermie (flach, mittel und tief) hat ein enormes Potenzial an erneuerbaren Energien. Die CO2-Sequestrierung wird voraussichtlich eine Schlüsselrolle bei der Erfüllung der Verpflichtungen spielen, die im Rahmen der Pariser Abkommen eingegangen wurden.
  • Die Mobilität der Zukunft: In einer zunehmend verdichtet bebauten Umgebung bietet der Untergrund potenziell nutzbare Transportflächen. Das Beispiel «Cargo souterrain» verdeutlicht dieses Potenzial.
  • Knappe Wasser- und Bodenschätze: Dies erfordert sowohl eine bessere Kenntnis des Untergrunds und eine koordinierte Planung der Nutzung der Bodenschätze als auch eine Verbindung zur Nutzung der Oberfläche.
  • Die Anpassung an den Klimawandel erfordert auch das Planen und Umsetzen von Massnahmen im Zusammenhang mit Naturgefahren.

Die Bereitstellung und Digitalisierung von Bodendaten und die Berücksichtigung der dritten Dimension in der Raumplanung (zur besseren Erhaltung bzw. Verbesserung der Bodenressourcen) werden im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen.


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Olga Darazs